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mit in den Mörder sein Haus nehmen wollte mit sechs- oder siebenhundert Reichstaler Geld.

Also sagt die Rebekka zu der Magd: »Zu deinem und deinem Herrn und Frau ihrem Glück bist du mir begegnet. Denn dein Herr und deine Frau sind beide in Altona gefangen ob des Mordes, den sie getan haben. Und sie haben schon alles gestanden. Es fehlt noch an dir, daß du auch gestehst, und wenn dies geschehen ist, so steht das Schiff fertig, daß du mit deinem Herrn und Frau sollst hinwegfahren. Denn wir Juden begehren nur zu wissen, daß der Abraham tot ist, damit die Frau wieder einen Mann nehmen darf. Sonst begehren wir nichts anderes von euch.«

Und redet solche Geschichten mehr mit der Magd, und die Rebekka ist gar eine kluge, beredte Frau, und mit ihrem Schwätzen läßt sich die Magd bereden und fängt an und sagt ihr alles miteinander, wie sie den Abraham – Gott räche sein Blut – bei der Börse angetroffen hätte, nachdem sie auch bei ihrem Mann Lipmann und bei anderen Juden gewesen war. Es hätte aber keinen das Unglück betreffen wollen, als den armen Abraham, welcher zu seinem großen Unglück einen großen Beutel mit Geld bei sich gehabt hätte. Also hätte sie ihm ein goldenes Kettchen gewiesen und gesagt, daß in ihres Herrn Haus ein Offizier wäre, der gar viel Gold und Diamanten zu Kauf hätte. Also ist der Abraham mit mir gegangen. Wie er in unser Haus gekommen ist, ist seine Schlachtbank schon fertig gewesen. Also hat ihn mein Herr in seine Kammer hinunter geführt und wir haben ihn zusammen ums Leben gebracht und unter unserer Türschwelle begraben.

Nun sagt die Dienstmagd zu Rebekka: »Ich sag euch alles in Vertraulichkeit, ihr werdet mich ja nicht ins Unglück bringen.« So sagt die Rebekka zu der Dienstmagd: »Bist du eine Närrin, kennst du mein getreues Herz nicht? Alles, was ich tu, das tu ich von wegen deinem Herrn und deiner Frau, daß sie bald von Altona in Freiheit kommen sollen. Und sobald du nur kommst und solches vor unseren Leuten sagst, ist alles gut und wohl!« Also geht

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)