Seite:Glueckel 230.jpg

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Gott, vielleicht wird man gewahr, daß mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – auch durch seine Hand ums Leben gekommen ist.«

Nun, was soll ich mich aufhalten? Sie sind zum Präsidenten gegangen und haben ihm solches vorgehalten. Der Präsident hat den Mörder mit Gutem und Bösem vorgenommen und ihm mit großer Folter gedroht, er solle doch gestehen, daß er den Abraham Metz auch hätte ums Leben gebracht. Er hat lang nicht daran gewollt und hat gesagt, er hätte den Abraham Metz gar wohl gekannt, aber auf solche Manier nicht.

Endlich hat der Präsident so lang mit ihm geredet, daß er gestanden hat, daß er noch im Hause seines Vaters in der Schiffergesellschaft gewesen wär, da hat er den Abraham Metz – Gott räche sein Blut – auch getötet, in einem kleinen Kämmerchen, welches sie als ein Käskämmerchen haben. Drin ist so ein tiefes Loch, da hätt er ihn hineingesteckt und mit Kalk zugeworfen und zugemacht.

Wie man das nun gehabt hat, sind die Vorsteher gleich zum Rat nach Hamburg gegangen und haben um Erlaubnis gebeten, wie das erstemal wieder nachzusehen. Kurz, sie sind wieder wie das erstemal in Gefahr gekommen und noch viel ärger, denn so ein rechtschaffenes, vornehmes Haus soll man zu einer Mordstätte machen! Gott bewahre, wenn der Leichnam nicht gefunden worden wäre! Kurz, man hat ihn gefunden. Er hat noch ein rotes Futterhemd mit etlichen Silberknöpfen und seine Schaufäden an sich gehabt. Also hat man ihn auch herausgenommen und jüdisch zu Grabe gebracht.

Obzwar großer Kummer in unserer Gemeinde gewesen ist, denn es ist an diesem Tag gewesen, als wenn beide Getötete an diesem Tag ums Leben gekommen wären, haben die Freunde von meiner Verwandten Sara den Leichnam bevor sie ihn begraben haben, wohl besichtigen lassen. Denn die Frau Sara hat einige Zeichen an seinem Körper gesagt, aus denen man ihn erkennen kann, damit sie keine lebendige Witwe bleiben braucht, welches auch geschehen ist, und sie hat die Erlaubnis bekommen, einen Mann zu nehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)