Seite:Glueckel 237.jpg

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große Unannehmlichkeit dazugekommen, weil mein Schwager Reb Josef ohne mein Wissen in den Verlobungsvertrag hat schreiben lassen, daß die Mitgift von meinem Sohn Reb Sanwil fünftausend Reichstaler wäre, und er hat nicht mehr als viertausend Reichstaler gehabt.

Wenn wir auch in Hamburg solches gleich gewußt haben, und ich an den Gaon Oberrabbiner Samson gleich geschrieben habe, daß es mit den fünftausend Reichstalern ein Irrtum wäre – und mein Sohn nicht mehr als viertausend Reichstaler Geld hätte – so hat der reiche Reb Samson geschrieben, es wäre nichts daran gelegen. Man sollte den Verlobungsvertrag nur so lassen. Es wäre noch ein wenig mehr Ehre und zur Hochzeit werde das keinen Streit geben.

Aber jetzt hat mein reicher Gevatter Reb Moses Bamberg viel anders dazu gesagt: er kehrte sich an nichts als an seinen Vertrag! Also haben wir große Streitigkeiten zusammen gehabt, so daß die Hochzeit nicht am ersten Tamus hat sein können.

Der Vater der Braut, Reb Moses, hat daher erst nach Wien geschrieben. Der Gaon, Oberrabbiner Samson von Wien, hat aber nichts anderes als die Wahrheit geschrieben. Inzwischen, bis ihre Briefe gekommen sind, hat mein Gevatter, der reiche Reb Moses, von mir noch etwas herauszuquetschen gemeint, da er aber gesehen hat, daß von mir nichts zu quetschen ist, und die Briefe von Wien sind auch gekommen, daß ich Recht hab, also ist Mitte Tamus die Hochzeit mit allen Ehren und Herrlichkeiten gewesen, so viel wir Juden haben können, und es sind von beiden Seiten viele vornehme Hausväter aus dem Lande angekommen. Darunter waren auf der Hochzeit auch zwei Söhne vom Gevatter Samson Baiersdorf mit dem Heiratsvermittler gewesen. Denn in Hamburg ist mir für meinen Sohn Reb Moses die Tochter von Reb Samson Baiersdorf vorgeschlagen worden, und weil Baiersdorf nur drei Meilen von Bamberg ist, habe ich dem Vermittler die Antwort gegeben, daß, da ich doch auf die Hochzeit von meinem Sohn Reb Sanwil

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)