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Sohn Reb Moses nach Hamburg zu ziehen. Nun, der Vermittler, der die Heirat vorgeschlagen hatte, hat in Fürth gewohnt und ist die ganze Zeit in Bamberg gelegen und hätte gern gesehen, daß die Heirat von Baiersdorf geschehen sollte. Aber ich habe ihm meine Resolution gesagt: so und also muß es sein und anders nicht. Kurz, der Vermittler hat gesagt: »Nun, ich seh wohl, daß ihr nicht anders wollt, und ihr seid reisefertig, so bitt ich euch, tut mir den Gefallen und bleibt hier bis gegen Nachmittag um Glock zwei. Ich hab ihnen alles nach Baiersdorf geschrieben, ich weiß gewiß, wir werden nachmittags vor zwei Antwort bekommen, daß alles richtig sein wird. Kommt aber die Glock zwei keine Antwort, dann will ich euch nicht mehr aufhalten.« Ich bin solches zufrieden gewesen und wir haben uns also fertig gemacht.

Der Gevatter Reb Moses und mein Sohn Reb Sanwil wollten uns zur Ehr einige Meilen mitziehen, und mittlerweile ist eine Mahlzeit verfertigt worden, zu vergleichen der Tafel des Königs Salomo zu seiner Zeit. Ich kann auch nicht erschreiben, was der Reb Moses für ein wackerer Mann ist, ein besonders weiser, der allen Menschen alle Ehre der Welt antut.

Nun, wie wir gut gegessen und getrunken hatten, ist es schon drei Uhr gewesen, aber es ist von Baiersdorf nichts zu sehen und zu hören gewesen. Also haben wir uns mit unserer sämtlichen Gesellschaft aufgesetzt und sind ungefähr Glock fünf aus Bamberg ausgezogen.

Obschon der reiche Gevatter Reb Moses Bamberg sehr in mich gedrängt hat, da es gegen Nacht geht, sollten wir bei ihm bleiben und am nächsten Tag frühmorgens unseren Weg weiter nehmen, so habe ich aber mit keinem Gedanken gewollt, und so sind wir im Namen des Herrn fortgefahren. Aber kaum sind wir eine Viertelstunde von dem Ort gewesen, kommt nebbich der Vermittler nachzureiten und bittet uns um Gottes willen, wir sollten wieder nach Bamberg kommen, denn die Söhne des Reb Samson Baiersdorf wären dort und wollten alles richtig machen. Aber ich hab

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)