Seite:Glueckel 241.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bemühung um uns nicht ansinnen wollte, so ist doch der Beschluß geblieben, daß wir mit der sämtlichen Gesellschaft nach Bayreuth gefahren sind, und also dort angekommen sind, wo wir den erwähnten reichen Gevatter Reb Samson angetroffen haben, welcher eine große Freude mit uns gehabt hat. Allerdings ist es Anfang des Monats Ab gewesen und mit dem Anfang des Ab verringert man die Freude; derentwegen haben wir nur eine geringe Abendmahlzeit gehabt, denn es ist nichts zu bekommen gewesen. Aber morgens hat der erwähnte Gevatter Boten ausgeschickt und verschiedene vornehme Fische holen lassen, und hat sonst Speisen von Milch zurichten lassen, die man in der Hast hat verfertigen können, denn ich hab mich nicht länger aufhalten lassen wollen. Nun, der erwähnte Gevatter hat mir auch zugesagt, mich nicht länger als Glock eins aufzuhalten. Nach dem Essen haben wir einer vom anderen Abschied genommen, und ich und mein Sohn, der Bräutigam Reb Moses, und Sekle Wiener haben uns zusammengesetzt und wirklich mit nassen Tränen von dem reichen Gevatter Reb Moses Abschied genommen. Also hab ich mich von dieser glücklichen Zusammenkunft vorerst trennen müssen und wir sind wieder glücklich nach Hamburg gekommen. Ich habe meine Kinder und die sämtliche Familie, Gott sei Dank, gesund gefunden, welches uns beiderseits nach den zwölf Wochen, die ich abwesend gewesen bin, gar sehr erfreut hat.

Nachher hat Gott – sein Name sei gepriesen – meine Verwandte Bele – sie ruhe in Frieden – die Frau des Rabbi Bär Cohen, mit einer sonderbaren Krankheit heimgesucht, daß sie – es bleibe fern von euch – ihr Wasser nicht hat lassen können, welches wohl vier Wochen gewährt hat.

Obschon nun der reiche Gevatter Reb Bär Cohen an seiner Frau alle Pflege und alle Aerzte gebraucht hat, hat es doch alls nicht helfen wollen, denn es scheint, daß solches bei Gott dem Allmächtigen beschlossen gewesen ist. Also hat sie – sie ruhe in Frieden – sich ungefähr drei Wochen so mit Akzident gequält. Nun kann man sich wohl denken, daß man alles in der Welt gebraucht und getan hat, an

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)