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gewesen. Endlich hat sie so lange mit ihrem Verstand gearbeitet, oder vielmehr ist es durch den Willen Gottes gewesen, daß sie den Seligmann mit der Tochter des reichen Reb Herz Hannover zum Bräutigam gemacht hat. Ich habe es aus ihrem – sie ruhe in Frieden – Munde gehört, daß sie gesagt hat, daß sie der Junge über fünfzehntausend Reichstaler gekostet hat. Was ist das für ein Herz von Reb Bär Cohen, sich ein Kind so viel Geld kosten zu lassen, über das er nur Onkel gewesen ist; und Bele – sie ruhe in Frieden – ist seine Muhme gewesen. Und sie haben sich das Mädchen Glückchen auch so viel kosten lassen wollen.

Als nun der erwähnte Jüngling ein Bräutigam gewesen ist, und es nach ihrem Wunsch gegangen ist, so ist die Freude bei ihr unbeschreiblich gewesen. Sie ist in solcher Ehre und Aestimation gewesen, wie keine Frau in ganz Deutschland gewesen ist.

Aber leider, wenn das Seil am straffsten ist, bricht es, und so hat meine Verwandte Bele – sie ruhe in Frieden – in ihrer besten Zeit und in ihren besten Jahren von allen Ihrigen hinweg gemußt. Wie schon geschrieben, hat sie – sie ruhe in Frieden – in ihrer Todesnot gemeint, die Seelenfreude zu haben, daß ihr Mann Reb Bär Cohen Glückchen nehmen sollte, welches nicht geschehen ist.

Nun, was hilft der guten Frau all ihre Ehre, all ihr Reichtum? Alles nichts. »Es gibt keine Macht am Sterbetage.« Was ihr beistehen wird, ist ihre große Bescheidenheit, und das viele Gute, das sie getan – das ist ihr übrig geblieben von all ihrem Reichtum.

Sie ist ungefähr 51 Jahre alt geworden. Sie haben wenig Geld in die Ehe gebracht, keine neunhundert Reichstaler, und der Höchste hat sie so mildreich gesegnet, wie es wissentlich ist. Und der Höchste hat dem reichen Reb Bär Cohen großen Wohlstand gegeben und hat ihm lebensfähige Nachkommen gegeben, wobei ihn Gott – er sei gepriesen – erhalten wolle, bis der Erlöser kommt. Er erweitere

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)