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Verderben. Seine Erben bleiben in seinen großen hübschen Häusern und Palästen behaglich sitzen und singen laut Lieder und Lobgesänge und er sitzt allein in der betrübten Grube in Klagen und Stöhnen und läßt seinen Kopf hängen in Traurigkeit und mit weinender Stimme. Seine Erben essen durch seinen Mammon lauter köstliche Speisen und seine Speise ist lauter Erde!

Darum hat Gott Einsicht und Verstand gegeben, daß man sich soll zu Herzen nehmen: »Wenn ich nicht für mich bin, wer wird denn für mich sein, und wenn nicht jetzt, wann dann?«

Wenn auch dieser große Gelehrte noch viel mehr Moralpredigten und andere Sachen, die süßer als Honig sind, schreibt, so will ich es doch dabei beruhen lassen, und wer weiter davon wissen will, mag in dem betreffenden Buch und in anderen Büchern lesen.

Liebe Kinder, um Gottes Willen, habt Gottesfurcht in eurem Herzen. Was ihr in dieser Welt nicht habt, wird euch Gott – er sei gepriesen – in der andern Welt vielfältig geben, wenn ihr »Gott mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dienet«, wie ich schon zu öftern erwähnt habe und daraufhin nicht mehr davon schreiben will.

Nun wieder zu unserem Zweck zu kommen. Danach habe ich meine Tochter Freudchen verlobt mit dem Sohn des reichen Reb Moses, dem Sohn des Reb Löb. Zwischendessen haben wir wieder ein Anstößchen gehabt, welches Gott noch mit Gnaden abgewendet hat. Und zwar war es, wie schon erwähnt, daß mein Sohn Nathan Korrespondenz hatte mit dem reichen Reb Samuel und seinem Sohn, dem reichen Reb Mendel. Damals hat mein Sohn Nathan gar viele Wechsel für die erwähnten reichen Leute akzeptiert gehabt. Teils sind sie bald verfallen gewesen, teils haben sie noch zu laufen gehabt. Also ist mein Sohn Nathan gewohnt gewesen, daß, bevor die Wechsel verfallen sind, die reichen Leute ihm Rimessen Übermacht haben. Aber zu der Zeit hat mein Sohn Nathan keine Briefe und keine Rimessen von den reichen Leuten gehabt. Endlich ist ein Geschrei

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)