Seite:Glueckel 254.jpg

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Danach habe ich meiner Tochter Freudchen die Hochzeit gemacht mit dem Sohn des Gevatter Reb Moses, dem Sohn von Reb Löb Altona. Die Hochzeit ist in Altona gewesen, gar eine rechtschaffene Hochzeit. Also ist die Hochzeit in Lust und Freude beendet worden. Danach ist die Zeit der Hochzeit von meinem Sohn Reb Moses herbeigekommen. Ich habe dem reichen Gevatter Reb Samson Baiersdorf geschrieben, daß ich mich rüste, um auszuziehen, um zur Hochzeit zu kommen. Aber der Gevatter Reb Samson hat mir geschrieben, daß es ihm nicht möglich ist, in der Zeit Hochzeit zu machen, weil Gott ihm die Gunst erwiesen habe, sein jüngstes Kind zu verheiraten. Darum könnte er die Hochzeit nicht in seinem alten Haus machen. Er hätte aber ein neues Haus zu bauen angefangen, sobald das fertig ist, wollte er mir schreiben, daß wir kommen sollten und in Ehren und Reichtum Hochzeit machen.

Aber das ist nicht allein die Ursache gewesen von wegen dem Bauen von dem neuen Haus, sondern es ist zu dem Markgrafen von Bayreuth ein neuer Rat gekommen, der sich gegen den reichen Gevatter Samson gestellt hat – nicht anders geradezu als Haman – und nichts anderes gesonnen hat, als zu vernichten, zu vertilgen und zu ermorden. In Wahrheit hat er ihm auch sehr weh getan, so daß er sich nicht zu wenden und zu kehren gewußt hat und besonders hat er alles, was er gehabt, bei Seiner Hoheit dem Markgrafen stehen gehabt. Also ist dieses auch die Hauptursache gewesen, daß er die Hochzeit nicht zur Zeit gemacht hat.

Aber da Gott – er sei gepriesen – gesehen hat, wieviel Gutes aus seinem Hause kommt, besonders die Bewirtung der Gäste, der reichen und armen, und wieviel Gutes er an den Juden der ganzen Umgegend getan hat, wie er wirklich die ganze Gegend erhalten hat, und was er künftig noch tun kann und tun wird, da hat Gott – er sei gelobt – in seinem Erbarmen und in seiner großen Gnade alle bösen Absichten von diesem Haman in Gutes verwandelt, so daß der Bösewicht ganz erniedrigt

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_254.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)