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Kindern sitzen bleiben sollen und mit Gut und Bös vorlieb nehmen, wie es Gott – sein Name sei gelobt – hat haben wollen; und hätte meine Waise Mirjam verheiraten sollen und mich dann – wie es schon erwähnt – in das heilige Land begeben.

Nun, das sind alles Dinge, die vorbei sind, und was geschehen ist, ist nicht zu ändern. Ich habe mir nun nichts mehr von Gott – er sei gelobt – zu erbitten. Ich will nur noch von meinen Kindern – sie sollen leben – alles Gute hören und sehen. Was mich anbelangt, so nehme ich alles mit Liebe an von Gott, gelobt sei er und gelobt sein großer Name. Nur wolle mir der große gerechte Gott die Geduld geben, wie er mir bis allher getan hat. Er lasse alles eine Sühne für meine Sünden sein, denn ich nehme gar oft von dem Arzt seinen Trank ein, wie es im ersten Buch steht.

Nun ist die Verlobung geschlossen worden, aber in großem Geheimnis. Ich habe es nicht bekanntmachen wollen, denn es wäre mir große Gefahr darauf gestanden, wegen Abzugsgeld an den Rat. Es hätte mich einige Hunderte gekostet, denn ich bin in Hamburg sehr bekannt gewesen. Alle Kaufleute, die mit mir gehandelt haben, haben nicht anders gemeint, als ich hätte viele Tausende Eigenes.

Zwischendessen hab ich gesehen, meine Waren und andere Sachen zu Geld zu machen und zu bezahlen, wem ich etwas schuldig war, so daß ich Gott sei Lob und Dank, wie ich aus Hamburg gezogen bin, keinem Menschen, Juden wie Nichtjuden, einen Reichstaler schuldig gewesen bin, wofür ich Gott lobe und danke, daß er mir so große Gnade erwiesen hat. Meine Kinder – sie sollen leben – und auch meine Geschwister und Freunde haben von der Heirat gewußt, bevor sie geschehen war. Ich hatte mich mit ihnen beraten, und obzwar sie mir alle dazu geraten haben, so ist solches doch gar unglücklich ausgeschlagen, wie weiter folgen wird, »denn was ich gefürchtet, ist eingetroffen«.

Als ich die Heirat tun sollte, hab ich Angst gehabt, wenn ich noch länger so sitzen werde, komme ich vollends

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)