Seite:Glueckel 265.jpg

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nichts sagen dürfen. Also ist einige Zeit hinweggegangen, daß sich der Emunis mit seiner Liebe so gequält hat, daß er ganz vermagert und abgezehrt war, was einer seiner Freunde und Gesellen an ihm bemerkte und er Emunis solchergestalt angesprochen hat: »Mein Herr und lieber Freund, ich merke nun eine geraume Zeit an ihm, daß ihm seine Freudigkeit und alle Geselligkeit bei Leuten vergangen ist. Er sucht alle abgelegenen Orte auf, sein Leib ist ihm ganz vermagert, seine Gestalt ganz verändert, was mag doch dem königlichen Prinzen Emunis fehlen? Er hat doch Reichtum und Ehre zur Genüge. Ich bitte meinen Freund, sagt mir, was er auf dem Herzen hat, vielleicht wird ihm sein Beschwernis geringer, und ob ich ihm helfen könnte.«

Also antwortet Emunis seinem Freund und sagt: »Mein Freund, Ihr habt alles mit Wahrheit und großem Verstand geredet. Aber, was mir fehlt, darin kann mir kein Mensch helfen, als der bittere Tod. Der kann mich von meinem Uebel befreien und ich darf es auch keinem offenbaren. Nur dir, als meinem getreuen Freund, will ich es doch vor meinem Tod offenbaren, wiewohl ich weiß, daß du mir aus meiner großen Not nicht helfen kannst.« Emunis sagte nun: »Hört zu, mein getreuer Freund, was für eine seltsame, unerhörte Krankheit und Bekümmernis mich überfallen hat. Dieses ist mein Uebel und meine Krankheit, daß ich das Gift der Schönheit von der schönen Danila in mich gesogen habe. Dieses ist mein Uebel und meine Krankheit. Ich habe alles getan und beabsichtigt, mich von der Krankheit zu kurieren. Aber daß sich Gott erbarme! Je mehr ich meine, mich von der schönen Danila zu entfernen, desto mehr werde ich von ihrer Liebschaft krank gemacht. Nun mein Freund, wenn er mir nicht mit seinem getreuen Rat hilft, so bin ich ganz verlassen.«

Also sagt der Freund: »Nichts anderes als dieses: Wenn er meinem getreuen Rate folgen will, so hoffe ich ihn bald gesund zu machen. Tut also: Legt euch in ein Bett und stellt euch krank, wie euer Gesicht ja beweist, und laßt

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)