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hat und uns gar höflich geschrieben hat, so daß mir mein großes bevorstehendes Unglück nicht geträumt hat. Man hat mir in der Gemeinde Frankfurt alle Ehren der Welt angetan die man einer Frau nur antun kann, so wie man mir auch auf dem ganzen Weg, den ich gereist bin, alle Ehren der Welt angetan hat, mehr als ich wert gewesen bin.

Besonders in der Stadt Fürth, was ich dort für Ehre und Gutes genossen! Denn Fürth ist nur drei Meilen von Baiersdorf.

Also hat mir mein Sohn Nathan das Geld von der Mitgift von meinem Sohn Reb Moses und das bißchen Geld, was ich noch übrig gehabt und welches sehr wenig war, nach der Stadt Fürth in die Hände des reichen, frommen Reb Gabriel übermacht. Soll ich nun schreiben all die Ehre, die ich von ihm und von seinem ganzen Haus empfangen habe? Ich kann nicht genug davon schreiben. Nicht nur daß die ehrlichen Leute große Mühe mit mir gehabt haben, um das Geld für die Wechsel einzunehmen, sondern sie haben es mir auch teilweise gegeben, teilweise haben sie es nach meiner Ordre an andere Plätze geschickt. Denn ich hab das Geld meines Sohnes Reb Moses vor der Hochzeit an unterschiedliche Leute auf Zinsen verliehen, und Reb Moses Bamberg hat es mir zu Gefallen getan, daß er tausend Reichstaler auf Zinsen genommen hat. Auch der Gaon, Oberrabbiner Mendel Rothschild, hat tausend Reichstaler genommen und Löb Biber aus Bamberg auch tausend Reichstaler. Den Rest haben wir in Baiersdorf verliehen. Danach habe ich mit dem reichen Reb Gabriel abgerechnet, und ihm, wie es sich gehört, seine Provision zahlen wollen. Da hat er keinen Heller nehmen wollen und hat gesagt, das ist kein Geld vom Geschäft, das ist eine Pflichtsache, ein gottgefälliges Werk. Ich hab ihm zwar viel Raison gebracht, aber er hat nicht daran denken wollen und hat noch nicht einmal Postgeld verrechnet. Gott – er sei gelobt – wolle es ihm bezahlen.

Nun wieder zu unserer Reise zu kommen. Montag früh bin ich von Frankfurt ausgezogen mit meinem Geleitsmann

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_276.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)