Seite:Glueckel 279.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Name, den sie bei allen Menschen gehabt, ist nicht zu beschreiben, welches auch all meine Freude und mein Trost in Metz gewesen ist, so lange ihr Gott – er sei gelobt – die Gesundheit gelassen hat.

Während der Betzeit sind meine Stiefkinder gekommen und haben mich begrüßt. Ich hab sie aber nicht gekannt und es ist auch niemand gegenwärtig gewesen, den ich darum hätte fragen können; also sag ich zu ihnen: »Ich weiß nicht, von wem mir diese Ehre zukommt, denn ich bin fremd und kenne niemand.«

So sagt Hendele: »Kennt ihr uns nicht? Ihr sollt ja unsere Mutter sein. «Also hab ich zu ihnen gesagt: »Wenn ich eure Mutter sein soll, so werdet ihr auch meine Kinder sein.« Nach etlichen wenigen Worten, dieweil man aus dem Bethaus gekommen ist, sind sie wieder in aller Höflichkeit hinweggegangen. Meine Tochter ist auch aus dem Bethaus gekommen, also haben wir uns zu Tisch gesetzt. Reb Jesaias Krumbach ist bei meiner Tochter gewesen. Wie wir nun gegessen haben, kommt der Knabe Salomon, welcher so als ein Kammerdiener bei meinem Mann gewesen ist, und eine Dienerin und haben zwei große vergoldete Platten. In einer sind die schönsten und besten Konfekte gewesen und in der anderen die besten Früchte, sowohl ausländische wie Limonen und Apfelsinen, als auch die besten inländischen Früchte und darauf lag eine goldene Kette mit einem Stück Gold und zwei ganz große vergoldete Becher mit Wein. Das ist mein Sabbatobst gewesen. Dieses ist gar rar gewesen und ich habe mir in meinen schweren Gedanken gedacht: »Wer gäbe, daß das Ende so wäre, wie der Anfang ist.« Aber mein Gott und Herr, leider ist die goldene Kette wirklich zu einem Strick und zu eisernen Banden geworden. Ungefähr eine Stunde danach sind mein Bräutigam und die reiche Gevatterin Jachet gekommen und sind ungefähr eine halbe Stunde gesessen, dann ist wieder ein jedes nach Hause gegangen. Nun, ich hab zwar gesehen, daß alles herrlich und magnifik zugeht, daß ich mich hätte mehr freuen sollen, als meinen schweren, unmutigen

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)