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Siebentes Buch.

Nun will ich mit Gottes Hilfe das siebente Buch anfangen, welches nach menschlicher Natur teils mit Trübsal, teils mit Vergnügen vermischt ist, wie die Weltordnung ist, und ich will wieder anfangen, wo ich aufgehört habe. Hiermit will ich mein siebentes Buch anfangen. Gott soll geben, daß ich doch weiter keinen Kummer mehr an meinen lieben Kindern erlebe und daß ich in den Zeiten meines Alters alle Vergnüglichkeit und ihr Wohlergehen sehen und hören mag.

Nun, ich habe oben erwähnt, wie ich von meinem Sohn Reb Sanwil – er ruhe in Frieden – einen ewigen Abschied genommen habe – Gott soll sich erbarmen, daß so ein wackerer junger Mensch schon die schwarze Erde kaut. Ich bin keine zwei Jahre hier zu Metz gewesen, als ich leider die böse Kunde bekommen habe, daß er das Zeitliche gesegnet hat und in das Ewige gegangen ist. Was mir das für Kummer und Herzeleid gewesen, ist Gott – er sei gepriesen – bekannt. So einen lieben Sohn in solch jungen Jahren zu verlieren! Nun, was soll ich tun, oder viel klagen, oder sagen? Nicht lange nach seinem Absterben ist seine Frau ins Kindbett gekommen und hat eine Tochter bekommen, welche, Gott sei Dank, ein frisches und gesundes und schönes Kind, Gott behüte es, ist. Gott – er sei gelobt – soll geben, daß wir von allen Seiten viel Freude an ihr erleben. Sie wird nun ungefähr dreizehn Jahre alt sein. Sie soll gar ein wackerer Mensch sein und ist bei ihrem Großvater, dem Vorsteher Reb Moses Bamberg. Meine Schwiegertochter, die Frau von Reb Sanwil – sie ruhe in Frieden – hat wieder einen anderen Mann genommen, aber denselben nicht lang gehabt, er ist auch

Empfohlene Zitierweise:
Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)