Seite:Glueckel 298.jpg

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worden, zeitweise haben sie es wieder bekommen, zeitweise auch nicht wieder bekommen. Zwischendessen ist mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – immer in Sorgen gewesen, denn er hat gesehen, daß im Hintergrunde große Gefahr dabei ist. Obschon er solches seinem Sohn Rabbi Samuel vielemale geschrieben hat, hat solches nicht helfen können, denn geschehene Dinge sind nicht zu ändern.

Wie nun der Krieg mit Seiner Majestät dem König der Franzosen und dem Kaiser stark fortgegangen ist, ist von Seiner Majestät dem König ein Verbot gekommen, kein Lothringer Geld ein- oder aus Frankreich herauszuführen. Zudem hat Seine Majestät der König durch seinen großen Minister einen Brief hierher schreiben lassen, an Herrn Lathandy hierher; derselbe sollte ihn an die Gemeinde schicken und in der Gemeinde soll der Brief verlesen werden. Darin hat gestanden und sind genannt gewesen die fünf Juden, die eine Gesellschaft gemacht hatten und hier gewohnt haben und von hier nach Lothringen gezogen sind; wenn sie dort in Lothringen bleiben wollen, gut, so sollen sie all ihr Lebtag keinen Fuß mehr nach Frankreich setzen bei unterschiedlichen Bannsprüchen. Und also haben sie die Wahl, ob sie wieder hierher nach Metz zu wohnen kommen wollen oder ob sie in Lothringen bleiben wollen. Dafür sollen sie einige Monate Bedenkzeit haben.

Wie nun solches sämtlichen Gesellschaften zu wissen gemacht war, sind sie darüber sehr erschrocken gewesen, denn sie haben nicht gewußt, was sie wählen sollten, weil sie hier ein jeder vornehme Häuser stehn gehabt haben und weil sie ihr Wohnrecht nicht gerne aufgeben wollten. Zudem haben sie sich im Geschäft mit der Münze bei Seiner Hoheit dem Herzog bei großer Strafe sehr stark verschrieben gehabt. Sie sind also gar übel dran gewesen. Der König hat auch geschrieben, wenn die oberwähnten Juden in Lothringen bleiben wollen, so soll die Gemeinde – Gott beschütze sie – in ihr Gemeindebuch schreiben, daß sie kein Wohnrecht mehr in Metz haben sollen. Kurz, sie sind gar übel dran gewesen. Endlich ist die Zeit herangekommen,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_298.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)