Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 012.jpg

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sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hör’ ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.

Götz. Ihr seid müde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

Martin. Für mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.

Götz. Ist das euer Gelübde?

Martin. Nein, gnädiger Herr, es ist nicht wider mein Gelübde Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelübde ist, so trinke ich keinen Wein.

Götz. Wie versteht ihr das?

Martin. Wohl euch daß ihr’s nicht versteht. Essen und trinken, mein’ ich, ist des Menschen Leben.

Götz. Wohl!

Martin. Wenn ihr gegessen und getrunken habt, seid ihr wie neu geboren; seid stärker, muthiger, geschickter zu euerm Geschäft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn ihr Wein getrunken habt, seid ihr alles doppelt was ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausführend.

Götz. Wie ich ihn trinke, ist es wahr.

Martin. Davon red’ ich auch. Aber wir –

Georg mit Wasser.

Götz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)