Maria. Erzähl du mir’s, kleiner Schelm, da will ich hören ob du Acht gibst.
Karl. Wart’ e bis, ich will mich bedenken. – Es war einmal – ja – es war einmal ein Kind, und sein Mutter war krank, da ging das Kind hin –
Maria. Nicht doch. Da sagte die Mutter: Liebes Kind –
Karl. Ich bin krank –
Maria. Und kann nicht ausgehn –
Karl. Und gab ihm Geld und sagte: geh hin, und hol dir ein Frühstück. Da kam ein armer Mann –
Maria. Das Kind ging, da begegnet ihm ein alter Mann, der war – nun Karl!
Karl. Der war – alt –
Maria. Freilich! der kaum mehr gehen konnte, und sagte: Liebes Kind –
Karl. Schenk mir was, ich habe kein Brot gessen gestern und heut. Da gab ihm ’s Kind das Geld –
Maria. Das für ein Frühstück sein sollte.
Karl. Da sagte der alte Mann –
Maria. Da nahm der alte Mann das Kind –
Karl. Bei der Hand, und sagte – und ward ein schöner glänzender Heiliger, und sagte: – Liebes Kind –
Maria. Für deine Wohlthätigkeit belohnt dich die Mutter Gottes durch mich: welchen Kranken du anrührst –
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)