Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 039.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Liebetraut. Wißt ihr auch warum, hochwürdiger Herr?

Abt. Weil er da geboren und erzogen ist.

Liebetraut. Wohl! Das mag die Eine Ursache sein. Die andere ist: Weil, bei einer näheren Bekanntschaft mit den Herrn, der Nimbus von Ehrwürdigkeit und Heiligkeit wegschwindet, den uns eine neblichte Ferne um sie herum lügt; und dann sind sie ganz kleine Stümpfchen Unschlitt.

Olearius. Es scheint ihr seid dazu bestellt Wahrheiten zu sagen.

Liebetraut. Weil ich’s Herz dazu hab, so fehlt mir’s nicht am Maul.

Olearius. Aber doch an Geschicklichkeit sie wohl anzubringen.

Liebetraut. Schröpfköpfe sind wohl angebracht wo sie ziehen.

Olearius. Bader erkennt man an der Schürze und nimmt in ihrem Amte ihnen nichts übel. Zur Vorsorge thätet ihr wohl wenn ihr eine Schellenkappe trügt.

Liebetraut. Wo habt ihr promovirt? Es ist nur zur Nachfrage, wenn mir einmal der Einfall käme, daß ich gleich vor die rechte Schmiede ginge.

Olearius. Ihr seid verwegen.

Liebetraut. Und ihr sehr breit.

Bischof und Abt lachen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_039.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)