Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 066.jpg

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Thaten sind. Ein Vermummter, der kenntlich ist, spielt eine armselige Rolle. Ihr leugnet eure Handlungen nicht und redet das Gegentheil; was soll man von euch halten?

Weislingen. Was ihr wollt. Ich bin so geplagt mit dem was ich bin, daß mir wenig bang ist, für was man mich nehmen mag.

Adelheid. Ihr kommt um Abschied zu nehmen.

Weislingen. Erlaubt mir eure Hand zu küssen, und ich will sagen, lebt wohl. Ihr erinnert mich! Ich bedachte nicht – Ich bin beschwerlich, gnädige Frau.

Adelheid. Ihr legt’s falsch aus: ich wollte euch fort helfen; denn ihr wollt fort.

Weislingen. O sagt, ich muß. Zöge mich nicht die Ritterpflicht, der heilige Handschlag –

Adelheid. Geht! Geht! Erzählt das Mädchen, die den Theuerdank lesen, und sich so einen Mann wünschen. Ritterpflicht! Kinderspiel!

Weislingen. Ihr denkt nicht so.

Adelheid. Bei meinem Eid, ihr verstellt euch! Was habt ihr versprochen? Und wem? Einem Mann, der seine Pflicht gegen den Kaiser und das Reich verkennt, in eben dem Augenblick Pflicht zu leisten, da er durch eure Gefangennehmung in die Strafe der Acht verfällt. Pflicht zu leisten! die nicht gültiger sein kann als ungerechter gezwungener Eid. Entbinden nicht unsere Gesetze von solchen Schwüren? Macht

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)