Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 088.jpg

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Götz. Ein Wolf ist einer ganzen Heerde Schafe zu viel.

Sickingen. Wenn sie aber einen guten Hirten haben?

Götz. Sorg du. Es sind lauter Miethlinge. Und dann kann der beste Ritter nichts machen, wenn er nicht Herr von seinen Handlungen ist. So kamen sie mir auch einmal, wie ich dem Pfalzgrafen zugesagt hatte gegen Conrad Schotten zu dienen; da legt’ er mir einen Zettel aus der Kanzlei vor, wie ich reiten und mich halten sollt; da warf ich den Räthen das Papier wieder dar, und sagt’: ich wüßt nicht darnach zu handlen, ich weiß nicht was mir begegnen mag, das steht nicht im Zettel, ich muß die Augen selbst aufthun, und sehn was ich zu schaffen hab.

Sickingen. Glück zu, Bruder! Ich will gleich fort und dir schicken was ich in der Eil zusammen treiben kann.

Götz. Komm noch zu den Frauen, ich ließ sie beisammen. Ich wollte daß du ihr Wort hättest ehe du gingst. Dann schick mir die Reiter, und komm heimlich wieder Marien abzuholen, denn mein Schloß, fürcht’ ich, wird bald kein Aufenthalt für Weiber mehr sein.

Sickingen. Wollen das Beste hoffen. (Ab.)

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)