Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 124.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schreiber. Ich Götz von Berlichingen bekenne öffentlich durch diesen Brief: Daß, da ich mich neulich gegen Kaiser und Reich rebellischer Weise aufgelehnt –

Götz. Das ist nicht wahr. Ich bin kein Rebell, habe gegen Ihro Kaiserliche Majestät nichts verbrochen, und das Reich geht mich nichts an.

Rath. Mäßigt euch und hört weiter.

Götz. Ich will nichts weiter hören. Tret’ einer auf, und zeuge! Hab’ ich wider den Kaiser, wider das Haus Österreich nur einen Schritt gethan? Hab’ ich nicht von jeher durch alle Handlungen bewiesen, daß ich besser als einer fühle, was Deutschland seinen Regenten schuldig ist? und besonders was die Kleinen, die Ritter und Freien ihrem Kaiser schuldig sind? Ich müßte ein Schurke sein, wenn ich mich könnte bereden lassen das zu unterschreiben.

Rath. Und doch haben wir gemessene Ordre, euch in der Güte zu überreden, oder im Entstehungsfall euch in den Thurn zu werfen.

Götz. In Thurn? mich?

Rath. Und daselbst könnt ihr euer Schicksal von der Gerechtigkeit erwarten, wenn ihr es nicht aus den Händen der Gnade empfangen wollt.

Götz. In Thurn! Ihr mißbraucht die Kaiserliche Gewalt. In Thurn! Das ist sein Befehl nicht. Was! mir erst, die Verräther! eine Falle zu stellen, und ihren Eid, ihr ritterlich Wort zum Speck drin

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)