Seite:Goethe Götz von Berlichingen WA Bd 8 160.jpg

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dir zu erflehen. Er ist unschuldig, so strafbar er scheint.

Weislingen. Still, Marie! Du Engel des Himmels bringst die Qualen der Hölle mit dir. Rede nicht fort.

Maria. Und mein Bruder soll sterben? Weislingen, es ist entsetzlich, daß ich dir zu sagen brauche: er ist unschuldig; daß ich jammern muß, dich von dem abscheulichsten Morde zurück zu halten. Deine Seele ist bis in ihre innersten Tiefen von feindseligen Mächten besessen. Das ist Adelbert!

Weislingen. Du siehst, der verzehrende Athem des Todes hat mich angehaucht, meine Kraft sinkt nach dem Grabe. Ich stürbe als ein Elender, und du kommst mich in Verzweiflung zu stürzen. Wenn ich reden könnte, dein höchster Haß würde in Mitleid und Jammer zerschmelzen. O Marie! Marie!

Maria. Weislingen, mein Bruder verkranket im Gefängniß. Seine schweren Wunden, sein Alter. Und wenn du fähig wärst sein graues Haupt – Weislingen, wir würden verzweifeln.

Weislingen. Genug. (Zieht die Schelle.)

Franz in äußerster Bewegung.

Franz. Gnädiger Herr.

Weislingen. Die Papiere dort, Franz!

Franz bringt sie.

Weislingen (reißt ein Packet auf und zeigt Marien ein

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)