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     Der schönste der Diener trug hohes Gemüt,
Obschon nicht entsprossen aus hohem Geblüt.

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Gott schuf ja aus Erden den Ritter und Knecht.

Ein hoher Sin adelt auch niedres Geschlecht.

     Und als sie ’mal draussen in frölicher Schaar,
Von Schranzen umlagert, am Apfelbaum war,
Und alle genossen der lieblichen Frucht,

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Die ämsig der flinke Lenardo gesucht;


     Da bot die Prinzessin ein Aepfelchen rar
Aus ihrem helsilbernem Körbchen ihm dar,
Ein Aepfelchen, rosig und gülden und rund,
Dazu sprach ihr holdseliger Mund:

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     „Nim hin für die Mühe! der Apfel sey dein!

Das Leckere wuchs nicht für Prinzen allein.
Er ist ja so lieblich von aussen zu sehn;
Wil wünschen, das drinnen sey zehnmal so schön.“

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/273&oldid=- (Version vom 1.8.2018)