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     „O Lieber! mein Lieber! las fahren den Wahn!
Bin keine Prinzessin! drauf sieh mich nur an!
Stat Vaters Gewalt, Reich, Zepter und Kron’,
Erkies’[1] ich den Schoos mir der Liebe zum Thron.“ –

145
„O schönste der Schönsten! dies zärtliche Wort,

Das kanst du, das wirst du nicht halten hinfort.
Durch werben, und werben, von nah und von fern,
Erwirbt dich noch Einer der statlichen Herrn.

     Wol schwellen die Wasser, wol hebet sich Wind;

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Doch Winde verwehen, doch Wasser verrint.

Wie Wind und wie Wasser ist weiblicher Sin:
So wehet, so rinnet dein Lieben dahin.“ –

     „Las werben und werben, von nah und von fern!
Erwirbt mich doch keiner der statlichen Herrn.

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O Süsser! o Lieber! mein zärtliches Wort

Das kan ich, das werd’ ich dir halten hinfort.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. erkiesen, = ausersehen, erwählen (vgl. Grimm)
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/281&oldid=- (Version vom 1.8.2018)