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     „Schlaf süs! Schlaf wol!“ Da schlüpft’ er hinaus;

Ihm fuhren durch’s Leben Entsezen und Graus;
Es roch ihm wie Leichen; er stolpert’ entlang,
Beim Schimmer des traurigen Lämpchens, den Gang.

     Hui! sprangen die Beiden vom Winkel herbei,

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Und bohrten ihn nieder mit dumpfem Geschrei:

„Da! hast du gefrei’t um den Thron von Burgund,
Da hast du die Mitgift! da hast du sie, Hund!“ –

     „O Jesu Maria! Erbarme dich mein!“ –
Drauf hülte sein brechendes Auge sich ein.

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Ohne Beicht’, ohne Nachtmal, ohn’ Absolution,

Flog seine verzagende Seele davon.

     Der Prinz von Hispania, schäumend vor Wut,
Zerhieb ihm den Busen mit knirschendem Mut:
„Weis her mir dein Herzchen! Ach! pocht ja so sehr! –

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Hast lieb gehabt, Herzchen? Hab’s Morgen Nacht mehr!“

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)