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Gottfried Keller: Zwei autobiographische Schriften. In: Nachgelassene Schriften und Dichtungen, S. 1 - 22

Autobiographisches.*)[1]
(1876)
I.

     Die autobiographischen Belustigungen der „Gegenwart“ fanden bisher, so viel ich wahrgenommen, fast nur unter Herren statt, welche über ihr Leben schrieben, insofern sie es überhaupt mit Schreiben zugebracht. Es handelt sich mithin um ein Bekenntniß, mit wie viel Lust oder Leiden man sich in diese schreibende Welt gestellt sehe, und wie man in dieselbe hineingerathen.

     Forschen wir nach Stimmen über den Stand der Schreiber im Allgemeinen, so tönen dieselben verschieden.

     In einem alten Liede heißt es:

Ein feder hintern oren,
zu schreiben zugespitzt,
thut manchem heimlich zoren,
da vorn der schreiber sitzt
für andern knaben allen;
ob man ihn schreiber heißt,
so tuts den frewlein gfallen
und liebt ihn’ allermeist.


  1. *) Paul Lindau, Die Gegenwart. Wochenschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. X. Bd. Nr. 51 und XI. Bd. Nr 1. 1876 und 1877.
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Keller: Zwei autobiographische Schriften. In: Nachgelassene Schriften und Dichtungen, S. 1 - 22. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_keller_autobiogr_07.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)