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Bald ging die Kunde von dem heiligen Manne in der Gegend umher. Viele pilgerten nach seiner Hütte, und wer die Tröstungen des alten Greises gehört, wen er gesegnet hatte, der fühlte sich heiterer und kehrte mit mehr Ruhe im Herzen zurück.

Und immer mehr breitete sich der Ruf seiner Heiligkeit aus, und immer zahlreicher pilgerte man nach der heiligen Höhe.

Schon bleichte Lukas’s Haar, seine Rechte zitterte, und ein Knotenstab unterstützte seine wankenden Schritte, da pochte es eines Abends spät noch an seiner Thüre. Ein Pilger trat ein. Seine Kleider trieften vom Regen, und erstarrt waren seine Glieder. Der Greis hieß ihn willkommen, zündete eilig ein Feuer an, trocknete die Kleider des Pilgers, setzte ihm Essen auf, und bereitete ein Lager von Moos. Andächtig kniete er alsdann in einem Kämmerlein vor dem kleinen Hausaltare, sein Abendgebet zu verrichten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)