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zu sehen, hatte anfänglich nichts Arges daraus, daß es nicht gleich wieder zurückkam. Als aber der Abend heran dunkelte, und ihr Rufen vergebens, ihr Suchen nach dem theuren Kinde umsonst war, da rang sie angstvoll die Hände, raufte sich das Haar und eilte nach Hülfe auf die Burg zurück. Alles wehklagte und lief in den Wald. Der Burgherr sandte seine Knappen nach allen Windgegenden aus, und die Gemeinheiten wurden aufgeboten, das verlorne Kind zu suchen.

Das Kind hatte sich durch immer schönere Blumen immer tiefer in den Wald locken lassen, war in ein finsteres Thal, durch das kein Weg führte, und endlich zu einer Köhlerhütte gekommen. Hier hatte es sich vor der Thür hingesetzt, und flocht eben mit seinen zarten Fingerchen einen Blumenkranz, an dem zwei Quasten von Blumen herabhingen, als der Köhler es mit einbrechender Nacht bei seiner Rückkehr fand. Das Kind lächelte so

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)