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an, und bat um ein Obdach. Die Pförtnerin war eine gar gemächliche Person und harten Herzens. Ihr war es zu umständlich und zu kalt, die Schlösser und Riegel nochmals zu öffnen. Sie hieß daher mit harten Worten den alten Mann weiter gehen. Das war aber dem vor Frost und Ermattung zitternden Greise nicht möglich. Er bat nochmals, er jammerte und winselte, aber alles umsonst. Selbst die Priorin und alle Mitschwestern wiesen ihn hart ab.

Nur eine Laienschwester, die noch nicht das Gelübde des Ordens abgelegt hatte, nahm sich des alten Mannes an, und bat die andern, ihn einzulassen. Aber man lachte sie aus, spottete ihrer, und die Pforte blieb dem Wanderer verschlossen.

Plötzlich erhob sich ein grausendes Unwetter. Der alte Mann berührte mit seinem Stabe die Klostermauer, und hinab in die Tiefe versank im Nu das ganze prächtige

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)