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vor sich rauschen hörte. Er rang die Hände, jammerte, rief den Namen seiner Geliebten, daß es weit und breit wiederhallte, und sprach:

„Nur noch ein Mal kehre zurück in meine Arme!“

Da vernahm er eine Stimme aus der Tiefe des See’s, die sprach:

„Morgen um die eilfte Stunde der Nacht kehre wieder zu dieser Stätte. Auf der Oberfläche des Wassers gewahrst du dann einen Faden von blutrother Seide. Nimm ihn auf und zieh’ ihn empor.“

Die Stimme verhallte. Traurig schlich der Ritter nach Hause, unwissend, was sein Schicksal seyn werde. Aber zur bestimmten Stunde kam er wieder, und that, wie die Stimme ihm geheißen.

Zitternd ergriff er den blutrothen Faden, zog ihn auf, und – da stand die Geliebte vor ihm.

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)