Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/169

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und in Pritzwalk erwischte man ihn auch. Aber der Israelit läugnete standhaft. Da kleidete sich ein listiger Tuchmacher wie ein geistlicher Pater an, ließ sich eine Platte scheeren, ging so zum Juden, schärfte ihm das Gewissen, gelobte ihm die heiligste Verschwiegenheit an, und brachte ihn dadurch so weit, daß er mit ihm zur Stelle ging, wo er die Hostie eingescharrt hatte. Indem sie nun damit beschäftigt waren, sie wieder hervor zu wühlen, sprangen mehrere Personen die in einem Busche verborgen waren, hervor, und nahmen den Juden beim Kopf. Er gestand nun ohne Umstände sein Verbrechen, und ward als ein Kirchenräuber zum Rade verurtheilt. Bei der Vollziehung des Todesurtheils war eine große Menge Menschen versammelt, welcher die Priester die blutige Hostie zeigten, und nun fingen die Wallfahrten und Wunderkuren an.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)