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große Insel über die wogende See hervorragte.

Da erbebte unter ihren Füßen der Fels, auf dem sie standen. Zwischen ihnen riß er aus einander. Beide Theile wichen zurück, als wollten sie die Liebenden trennen, aber fest schlangen diese ihre zitternden Hände in einander, und fest blieben sie verschlungen, bis die Kluft zu breit ward. Da stürzten sich Beide hinab in die tobende Fluth.

Ilse hieß die Jungfrau. Sie gab dem reizenden Thale, dem Flüßchen, das es durchläuft, und dem Felsen den Namen. In diesem, dem Ilsensteine, wohnt sie nun, da ist ihr Schloß. Alle Morgen öffnet sie es, so bald der erste Sonnenstrahl ihn trifft, und steigt herab zur Ilse, in deren spiegelhellem Wasser sie badet. Freilich ist’s nicht allen Menschen vergönnt, sie zu sehen; aber wer sie sah, preist sie wegen ihrer Schönheit und Holdseligkeit. Oft schon theilte sie von ihren

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)