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Neckar, oder hinauf zum stillen Himmel. Aber wie lange sie auch hinausschaute in die ruhige Nacht, so wollt’s doch nicht ruhig werden in ihrer Brust. Und wenn der Sturmwind an ihrem Erkerfenster vorüberbrauste, so stand sie auch oft da, und ihre Seufzer flogen mit dem Sturmwinde in die Welt hinein, und ihre Thränen fielen oft mit den Regentropfen hinab in den Zwinger, und die Maslieben blüheten immer frischer, und die Kartheusernelken blüheten immer rother davon auf, und achteten’s nicht, daß sie mit Thränen genetzt wurden. Aber Notburga’s Wangen wurden immer bleicher und immer bleicher, und achtete lange niemand darauf.

Da trat der Kaiser, ihr Vater, eines Tages zu ihr, und sprach mit seinem rauhen Tone:

„Mach’ dich gefaßt, Burga, dein Bräutigam wird in drei Tagen kommen.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)