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Michael reuige Sünder kamen, so schickte er sie wallfahrten nach der frommen Notburga, und Notburga betete für die Büßenden, und hoch begnadigt kehrten sie mit ruhigem Herzen zurück.

Als darauf im Herbste die Blätter fielen, und Notburga auch zu sterben kam, da schwebten die Engelskindlein herab, und trugen die Sterbende heraus aus der Höhle, und legten ihr Crucifix auf die Brust, und sie schlug die brechenden Augen nochmals auf, und schaute hinauf gen Himmel, und seufzte freudig: „Ja, Otto! ich sehe dich winken, du bist schon dort! Ich komme!“

Damit entschwebte ihre Seele. Die Engel hüllten ihre Leiche in ein Todtengewand, und schmückten sie, ob’s gleich im Herbste war, mit frischen Frühlingsrosen, und legten sie in einen Sarg, und zwei schneeweise Stiere, die noch nie ein Joch getragen, trugen ihn über den Fluß, ohne die Hufe zu benetzen;

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)