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er der göttlichen Rache nicht. Die Mäuse schwammen in so ungeheurer Anzahl über den Strom, daß sie, obgleich eine Menge ersoff, dennoch Tausende am Thurme anlangten. Nun kletterten sie an den Mauern hinauf, drangen überall ein, dem Bischofe nach, und zerfleischten ihn so, daß er endlich des jämmerlichsten Todes sterben mußte.

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Schauerlich genug ist diese Sage, aber ohne allen historischen Grund. Hatto’s Thurm, oder der Mäusethurm, ist eine Warte, wahrscheinlich errichtet, die Schiffenden vor der Gefahr das nahen Bingerlochs zu warnen, oder auch zur Erhebung des Rheinzolles. Hatto war der Freund und Rathgeber Kaiser Otto’s, und streng gegen die Mönche, die von der Zucht abwichen; auch mochte er dem Müßiggange nicht hold seyn, und so ersann man das Mährchen seines Todes, welches

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/283&oldid=- (Version vom 1.8.2018)