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Zustände des Lebens, an die sogenannte Natur und Wahrheit zu halten, und sich in Form und Inhalt einer getreuen Nachahmung derselben zu befleißigen, indem es ja nur darauf abgesehen sey, durch die erdichteten Darstellungen zu einer recht täuschenden, schnellen und vielseitigen Berührung mit der geliebten Wirklichkeit zu gelangen.

Wir kennen sie, und haben sie zum Theil erlebt, eine solche eigenliebige, an sich selbst verschwendete und zersplitterte Zeit, und ein großer Meister hat es übernommen, uns das Bild derselben und ihrer buntscheckigen, nach den verschiedenen Aeußerlichkeiten des Lebens aus einander gerichteten, selbst gefälligen Thätigkeit in Darstellungen „aus seinem Leben“ lehrreich und warnend vor die Augen zu führen, und an seinem eigenen Beispiele zu zeigen, wie selbst ein großes Talent und ein gesundes Naturell in solcher Zeit verleitet werden können, die Dichtung ganz in das wirkliche Leben herab zu ziehen, und sie zu augenblicklichen und bloß persönlichen Zwecken zu verbrauchen, so daß sie am Ende, obgleich immer ihrer eigenthümlichen hülfreichen Natur gemäß, nur als ein „Hausmittel“ dienen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite XXVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)