Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/292

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

herrschende Stille. Immer unbewegt ist der schwarz beschattete Spiegel des Wassers, auf welchem die gelbe Seerose (nymphaea lutea) ihre breiten Blätter entfaltet. Kurz, es ist hier der Aufenthalt der Betrachtung, der Wehmuth und der Dichtung.

Von diesem stillen See leben in dem Munde der umwohnenden Landleute eine Menge Sagen.

Da, wo er jetzt sein schwarzes Wasser ausbreitet, stand sonst eine heilige, Gott geweihte Wohnung, wo, in tiefer Abgeschiedenheit von des Lebens stürmischen Trieben, kindlich fromme Seelen der Andacht lebten.

Durch langer Zeiten Räume herrschte hier heilige Ruhe, welche jetzt aber zum tiefen, schauerlichen Schweigen geworden ist. Denn plötzlich zernichtete des Himmels Zorn diese geweihte Stätte. Vergebens fragst du: warum? Nur mit stillem, mit ehrfurchtsvollem Blicke weiset der fromme Landmann dich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)