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Der Thomaspfennig, der Kuttenzins.

Zwei Stunden von dem Anhaltischen Städtchen Harzgerode, auf dem Harze, liegt das Dorf Stangerode. Unter den 78 Häusern, aus denen es besteht, sind 13, auf welchen seit undenklichen Zeiten eine seltsame Verbindlichkeit haftet. Ihre Eigenthümer müssen nämlich jährlich, in der Nacht vor dem Thomastage, nach dem zwei Stunden von ihnen entfernten Dorfe Endorf, dem Sitze ihrer Gerichtsstube, gehen, und hier eine Abgabe entrichten, die der Thomaspfennig oder der Kuttenzins heißt. Diese Entrichtung, die aus einer Prozession von Büßenden entstand, ist ein wildes, lärmendes und nächtliches Volksfest geworden, das an alte thracische

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/303&oldid=- (Version vom 1.8.2018)