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Vierte Frage:
Welchen Nutzen haben die Volkssagen?

Wenn man zu Beantwortung dieser Frage zuvörderst den Begriff von Nutzen überhaupt erörtert und die mancherlei Zwecke berücksichtigt hätte, zu welchen die Volkssagen etwa gebraucht werden können; so würde man wahrscheinlich finden, daß nach Verschiedenheit der Forderungen, welche an sie gemacht werden, auch ihr Nutzen höchst verschieden ausfällt.

Wer sich ihrer gelehrten Absichten, für Historie, alte Erdbeschreibung, Kultur- oder Sitten-Geschichte und dergl. bedienen wollte, würde schwerlich eine reiche Ausbeute aus ihnen zu erwarten haben. In allen diesen Rücksichten liefern sie wenig oder gar nichts; als Quellen sind sie durchaus nicht zu gebrauchen, nicht einmal als Hülfsmittel; höchstens zu Belegen möchten sie dienen können. Und diejenigen, welche sie zu solchen Zwecken haben anpreisen wollen, scheinen nicht sowohl ihnen einen übertriebenen Werth beigelegt, als vielmehr ihren wirklichen Werth gänzlich verkannt zu haben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite XXXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)