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Aber damals traten, seit dem Gedenken der Aeltermutter, drei wunderschöne weiß gekleidete Jungfrauen in den fröhlichen Kreis. Man harrte ihrer jeden Abend mit Sehnsucht, und wie gute Engel nahm man die holden Schwestern auf; denn sie brachten jeden Abend ein neues Lied mit einer Melodie, ein munteres Spiel oder ein unbekanntes Mährchen mit. Jedermann liebte sie, und besonders verweilten die Blicke der jungen Bursche mit Wohlgefallen auf den schönen Zügen der Jungfrauen; aber eine besondere Hoheit verscheuchte jede Vertraulichkeit. Auch sie brachten immer ihre Rocken und Spindeln mit, und keine der Spinnerinnen übertraf sie an Behendigkeit und ihre Fäden an Feinheit. So wie aber die Glocke eilf schlug, so packten sie ihre Rocken zusammen, und nichts in der Welt konnte sie bewegen, auch nur eine Minute länger zu bleiben. Fröhlich und eilig verschwanden sie aus dem

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)