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ehe er zur Spinnstube gehen durfte, eine Ewigkeit. Wenn sie nun hereintraten, die holden Schwestern, ach! da verstrich ihm wieder die Zeit so schnell, die Stunden verliefen wie Minuten, und immer meinte er, die alte Thurmuhr tauge gar nichts, denn im Winter laufe sie täglich eine halbe Stunde vor. Aber die Jungfrauen meinten, die Uhr gehe ganz recht, und kein Bitten konnte sie bewegen, länger zu bleiben.

Lange sann der liebende Jüngling hin und her, wie er es wohl anfinge, den Anblick der Unbegreiflichen länger zu genießen. Endlich kam er auf den Gedanken, die Thurmuhr um eine Stunde zurück zu stellen, um sie zu täuschen. Er that’s.

Mit recht freudigem Behagen ging er nun in die Spinnstube; denn er sah ja die lieben Mädchen heute eine Stunde länger.

Sie kamen, wie gewöhnlich, und brachten ein neues Lied mit einer neuen Melodie

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)