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mit, das sie die Anwesenden lehrten. Darüber wurde der längere Verzug der eilften Stunde nicht bemerkt. Die Jungfrauen blieben, bis die Glocke eilf schlug, und gingen also eigentlich erst um zwölf Uhr weg. Fröhlich und heiter, wie sonst, schieden sie. Darüber freute sich der gute Jüngling gar sehr, und beschloß, diesen unschuldigen Betrug alle Abende zu wiederholen.

Aber er hatte sich vergebens gefreut. Als am folgenden Tage einige Leute am See vorübergingen, siehe, da hörten sie ein klägliches Gewimmer, und auf dem Spiegel des Wassers gewahrte man drei große blutige Stellen, die jedoch niemand zu deuten wußte. Des Schulmeisters Sohn hatte nichts davon erfahren. Er ging zur gewöhnlichen Zeit in die Spinnstube, hatte auch wieder die Thurmuhr zurückgestellt, aber – man harrte vergebens. Sie kamen nicht, und sind auch niemals wieder gekommen, die lieben Schwestern.

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Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)