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daß er ein so unpraktischer Phantast gewesen sein soll, wie mein Pa annimmt.“

Fritz Norgard streifte ihr Antlitz mit schnellem, forschendem Blick. – Fragte sie hier etwa im geheimen Auftrage ihres Vaters? Wollte man ihn vorsichtig ausholen, ihm ein Geheimnis entreißen, dessen Wert nur er selbst kannte? – Doch nein. Margot Bellersen hatte ihn ja vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft an in deutlicher Weise ausgezeichnet und ihm wiederholt zu verstehen gegeben, daß sie auf ihn große Stücke hielt. Sie meinte es gut mit ihm, ohne Frage. Und daher begann er ihr jetzt, freilich nur mit allgemeinen Redensarten, anzudeuten, daß das, was Ernst Norgard, der einstige Kassierer von Brachholz in Hamburg, als sein Geheimnis sorgsam behütet hatte, ein durchaus auf realem Boden stehendes Unternehmen gewesen sei, zu dessen Verwirklichung allerdings ein Kapital von etwa zweimalhunderttausend Mark gehört haben würde. –

Noch eine Viertelstunde etwa währte diese Unterredung, die für beide Teile von den weitgehendsten Folgen sein sollte. Dann verabschiedete Margot Bellersen sich von Norgard mit einem festen Händedruck und kehrte zu dem wartenden Auto zurück.

Sinnend schaute der junge Kassierer ihr nach. Jetzt, wo der Zauber ihrer Gegenwart nicht mehr wirkte, erschien ihm so manches an diesem Besuch, den die vielumworbene Tochter seines Chefs ihm hier im Jachthafen so ohne Rücksicht auf die in der alten Handelsstadt geltenden strengen, gesellschaftlichen Formen abgestattet hatte, wieder recht merkwürdig. War sie wirklich nur gekommen, um ihm mitzuteilen, daß der Posten des Prokuristen für ihn verloren gegangen sei? Hatten nicht doch vielleicht andere Motive bei dieser Unterredung mitgesprochen? – Recht unzufrieden

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)