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zugeben, daß seine Tochter einen Mann heiratet, der aus einfachen Kreisen stammt, niemals. Nur um Dich vor Enttäuschungen zu behüten, verlange ich volle Offenheit. – Wo hast Du mit dem jungen Sicharski zum zweiten Mal gesprochen?“

„Es war eine Woche nach unserer ersten Unterhaltung im Fahrstuhl,“ berichtete sie freimütig, „damals als am Sonntag Vormittag die beiden Zeppelin-Luftschiffe über unserer Stadt erschienen. Ich war auf das Dach unseres Hauses gestiegen, um von dort die stolzen Luftkreuzer genauer und besser beobachten zu können, wie Du Dich erinnern wirst. Und da traf ich mit Gerhard Sicharski zusammen. Er grüßte, und unwillkürlich kamen wir ins Gespräch. – Hierauf vergingen zwei Monate, bevor ich wieder Gelegenheit hatte, mich mit ihm zu unterhalten. Kurz vor Weihnachten begegnete ich ihm wieder an einem Sonntag Vormittag im Städtischen Museum. Und dort sind wir in letzter Zeit drei Mal zusammen gewesen. Er hat sich nämlich den linken Arm verletzt und ist vorläufig dienstfrei. Auch heute war er in der Gemälde-Ausstellung und leistet mir eine halbe Stunde etwa Gesellschaft.“

Die Gräfin schüttelte langsam den Kopf.

„Kind, Kind, wie konntest Du nur! Welcher Leichtsinn! Wenn der Papa davon erfährt, dann kannst Du Dich auf eine böse Szene gefaßt machen. Du hättest Dich zurückhaltender zeigen müssen, hättest den jungen Menschen in seine Schranken zurückweisen, ihm zu verstehen geben sollen, daß es von ihm fast eine Dreistigkeit ist, sich Dir in dieser Weise zu nähern.“

Beatrix v. Sarma richtete sich aus ihrer lässigen Haltung höher auf.

„Du irrst, Mama, Gerhard Sicharski trifft kein Vorwurf. Von Dreistigkeit kann nicht die Rede sein. Er hat sich so zurückhaltend benommen, wie es ihm

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)