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Zeit schon noch ablegen. Mit einem Wort: ich glaube an seine Zukunft. Und deshalb möchte ich ihm den Weg, den er jetzt so mühsam weiterverfolgt, erleichtern. Ihm müssen die Mittel geboten werden, daß er seine jetzige Stellung aufgeben und als freier Mann seinem Ziele nachstreben kann. Sein Freund Norgard hat ihm ein Darlehn zu diesem Zweck angeboten. Gerhard Sicharski lehnte die Annahme ab. Aus eigener Kraft will er hochkommen. Dabei bedenkt er nicht, daß ihm dann kostbare Jahre verloren gehen, daß er seine Kräfte unnötig zersplittert. Deshalb muß ein anderer Weg gefunden werden, ihm die Mittel sozusagen aufzuzwingen, die er so notwendig braucht. Ich habe mir nun folgendes überlegt, Mama. Von Großmutter Lüders, deren Liebling ich stets war, habe ich vor zwei Jahren ein Kapital von 75 000 Mark geerbt, dessen Verwaltung nach den Bestimmungen der Erblasserin bis zu meiner Volljährigkeit Dir allein zusteht. Ich möchte Dich nun bitten, dreitausend Mark von diesem Kapital abzuheben und diese Summe unter beliebigem Namen Gerhard Sicharski zuzustellen. Dieser wird, wenn wir die Sache nur einigermaßen geschickt anfangen, nie und nimmer ahnen, wer der großmütige Spender ist.“

Und Beatrix entwickelte der Mutter nun in allen Einzelheiten dieselbe Idee, mit der sie sich vorher im Meisterzimmer der Gemäldeausstellung so eingehend beschäftigt hatte.

„Kind, Du bringst mich durch diesen Vorschlag, der sich nur hinter dem Rücken Deines Vaters ausführen läßt, in arge Verlegenheit,“ begann die Gräfin nach einer Weile, indem sie sinnend ihr Kind betrachtete, das ihr in jeder Linie des eigenartig reizvollen Antlitzes vollkommen glich. „Ich halte es für ein Unrecht, wenn wir vor Papa irgendwelche Geheimnisse haben. Anderseits ist es auch unmöglich ihn einzuweihen.

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)