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für längere Zeit nach Dresden schicken. „Ich fühle mich seit dem Tode meiner Gattin recht einsam,“ hieß es in dem Briefe, der wie alle schriftlichen Ergüsse des Großindustriellen sich durch Kürze und Sachlichkeit auszeichnete. „Ich würde Beatrix dann im Sommer mit nach Norwegen nehmen, wo ich mir die Kraftanlagen in Telemarken ansehen und später bis zum Nordkap gehen will.“

Graf Sarma, der seinem millionenschweren Schwiegervater nie eine Bitte abschlug, verfaßte eigenhändig die Antwort. Und so begann man denn sofort die Vorbereitungen für Beatrix’ Abreise zu treffen. –

An demselben Morgen erlebte Gerhard Sicharski eine Überraschung, die ihn im ersten Augenblick völlig aus dem seelischen Gleichgewicht brachte. Er saß gerade über seiner englischen Grammatik und repetierte eifrig Vokabeln, als es an die Tür seines kleinen Zimmers klopfte. Auf sein Herein erschien ein Geldbriefträger, der nach kurzem Gruß ihm einen schweren, mit Siegeln verschlossenen Brief hinreichte.

„Hier – bitte quittieren.“

Der junge Kunstschlosser befand sich wie im Traum. Noch immer starrte er auf die Adresse des Briefes, auf die oberste Aufschrift. „Inhalt: Dreitausend Mark.“ – Die Adresse stimmte ganz genau, kein Zweifel. Wer aber konnte ihm nur das Geld zugeschickt haben, wer? Es kam aus Berlin. Als Absenderin war die Deutsche Bank auf dem Umschlag vermerkt.

Und wieder mahnte der Geldbote.

„Bitte – quittieren – hier. – So, danke.“

Und dann war Gerhard allein. Mit bebenden Händen schnitt er den Umschlag auf, zog eine Menge Banknoten heraus, zuletzt auch ein Schreiben der Bank, das folgendermaßen lautete:

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)