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Nur hätte er vielleicht die Verdienste Aßmus’ um das Geschäft mehr hervorheben können.“

Thomas Bellersen nickte zerstreut. Die eindrucksvolle Feier auf dem Kirchhof hatte in ihm Gedanken wachgerufen, die seiner lebenslustigen Natur höchst unbequem waren. An Tod und Sterben mochte er nicht denken. Und doch. Wie leicht konnte auch ihn ebensogut wie seinen Prokuristen eines Tages ein plötzlicher Schlaganfall hinwegraffen. Auch Aßmus war ja bis zur letzten Minute vor seinem jähen Ende stets frisch und gesund gewesen, nur – nur ein wenig korpulent und kurzatmig, gerade so wie er selbst. –

Margot hatte dem Vater gegenüber an dem runden Mitteltisch Platz genommen. Träumerisch blickte sie auf die hellen, unregelmäßigen Vierecke, die die Nachmittagssonne des warmen Apriltages auf den dunkelgewachsten Stabfußboden und den bunten, seidig glänzenden Perserteppich zeichnete. Ihre Finger zerbröckelten dabei mit einer gewissen Nervosität einen Keks und schoben die Krümel in gedankenlosem Spiel auf der weißen Damasttischdecke hin und her. Erst nach einer geraumen Weile richtete sie dann wieder das Wort an Thomas Bellersen, der gerade das Kognakgläschen zum zweiten Mal füllte, in der Hoffnung, daß dieses altbewährte Mittel ihm auch heute die trübe Stimmung verscheuchen werde.

„Pa, habt Ihr eigentlich schon beschlossen, wer nun die Stelle Aßmus’ bekommen soll?“ fragte sie mit deutlicher Spannung.

Der Bankier schaute auf. Seine hellen Augen, unter denen dicke Hautfalten wie Säcke lagen, richteten sich mit merkwürdig forschendem Ausdruck auf das junge Mädchen.

„Du zeigst ja mit einem Mal auffallend reges Interesse für die Angelegenheiten des Geschäfts.“

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)