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gemacht hat.“

„Ja – so wird es wohl sein. – Und was gedenkst Du nun zu tun, Gerhard?“

Der junge Kunstschlosser lachte fröhlich heraus. „Arbeiten werde ich droben in meinem Zimmer, arbeiten, wie nie zuvor! Vollenden werde ich mein Modell, und dann – dann –“ Sein Gesicht wurde ernst. In seine Gedankenreihe hatte sich plötzlich eine Erinnerung eingedrängt. Er dachte an die letzte Unterredung mit Beatrix. Heute war ja der Tag, wo sie sich wieder in der Ausstellung treffen wollten. Fast erschreckt zog er seine Uhr. – Es war Zeit, daß er aufbrach.

„Leb’ wohl, Mutter. Ich muß in die Stadt –“

Er küßte sie auf die Stirn, und dann stürmte er in sein Zimmer hinauf. Wie er gerade die Treppe des Gartenhauses emporhastete, traf er mit seinem Vater zusammen.

„Na, Herr Gelehrter, so eilig?!“ meinte der alte Sicharski, der eben in die Treppenlampe einen neuen Glühstrumpf einsetzte, bissig.

Heute focht diese Unfreundlichkeit den jungen Schlosser nicht weiter an.

„Gelehrter?! Das will ich ja erst werden, Vater,“ erwiderte er übermütig. Und dann zog er die Banknoten aus der Tasche und erzählte fliegenden Atems alles, was der heutige Morgen ihm gebracht hatte.

Der Alte blieb brummig wie immer.

„So, so – also mit der Stellung auf der Kaiserlichen Werft soll es nun vorbei sein,“ knurrte er. „Schade für uns. Da werden wir wohl keinen Pfennig Unterstützung von Dir mehr zu sehen bekommen.“

Gerhards frohe Stimmung drohte zu schwinden.

„Ihr erhaltet wie bisher Eure sechzig Mark monatlich von mir,“ erklärte er kurz und setzte dann seinen Weg fort. –

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)