Seite:Gräfin Trixchen.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

meinte er mit feiner Ironie. „Schon gestern richtetest Du dieselbe Frage an mich. Sollte das vielleicht eine besondere Ursache haben?“

Margots, bei näherem Hinsehen etwas kaltes und hochmütiges Gesicht wurde noch undurchdringlicher. Indem sie leicht, kaum merklich, die Schultern hob, erwiderte sie ruhig:

„Besondere Ursache? – Ich verstehe nicht, was Du damit sagen willst, Pa. Du weißt, ich liebe das Versteckspielen nicht. Also erkläre Dich bitte deutlicher.“

Der Bankier strich sich etwas verlegen den graumelierten Spitzbart glatt.

„Hm – na ja, liebes Kind, ich glaube eben Grund zu der Annahme zu haben, daß Du gern Norgard als neuen Prokuristen sehen würdest. Er ist doch nun einmal Dein – Dein Schützling, was Du kaum bestreiten kannst.“

„Will ich auch gar nicht. Norgard interessiert mich tatsächlich. Ich bin selten einem so intelligenten Menschen begegnet, wie er es fraglos ist,“ meinte sie ehrlich und mit sichtlichem Eifer.

Wieder streiften Thomas Bellersens Augen mit schnellem Blick ihr Gesicht.

„Interesse – hm! – Liebes Kind, wenn eine junge Dame von Deinem Schlage – Du gestattest, daß ich ganz offen bin – sich für einen Mann interessiert, so dürfte das Herz dabei nicht ganz unbeteiligt sein. Diesen Geschmack begreife ich nicht. Mag Norgard auch noch so tüchtig und geistreich sein, er bleibt doch immer ein eigentlich abschreckend häßlicher Mensch. Das talergroße Muttermal auf der linken Kinnseite wirkt wie ein Kainszeichen –“

Margot Bellersens gewöhnlich bleiches Antlitz hatte plötzlich eine rosige, frischere Färbung angenommen. Trotzdem entgegnete sie jetzt ohne jede Spur von Verwirrung:

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)