Seite:Gräfin Trixchen.pdf/65

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nur nicht nach einem einfachen Schlossergesellen aus. Trotzdem – er war’s nun einmal, und es blieb unter allen Umständen eine bodenlose Frechheit, daß er es gewagt hatte, sich sozusagen mit einer geborenen Gräfin Sarma Rendezvous zu geben.

Dieser Gedanke, der für den adelsstolzen, unnahbaren Admiral eine tiefe Demütigung enthielt, ließ seinen Zorn schnell wieder auflodern. Indem er ganz nahe an den gelassen Dastehenden herantrat, sagte er schneidend:

„Eigentlich verdienen Sie es, daß ich eine Reitpeitsche nehme und Sie für Ihre Frechheiten entsprechend züchtige!“ Und sich in immer hellere Wut hineinredend, schrie er den jäh erblaßten Gerhard mit vor Erregung überschnappender Stimme an:

„Bursche, wo haben Sie nur die bodenlose Frechheit hergenommen, um mit meiner Tochter eine Art freundschaftlichen Verkehr anzuknüpfen! Wissen Sie denn gar nicht, wer Sie sind und –“

„Genug, Exzellens!“ fiel der so schwer Beschimpfte ihm mit einer Stimme ins Wort, deren drohender Klang den Tobenden etwas ernüchterte. „Genug der Schmähungen, Exzellenz! Ich weiß sehr wohl, wer ich bin: Armer, aber anständiger Leute Kind! Und weiter: ein Mensch, der ein ehrliches Gewerbe gelernt und ehrlich bisher sein Brot verdient hat. – Bisher – ich betone das, verdient als Kunstschlosser. Das liegt nun hinter mir. Der, der heute vor Ihnen steht, wird in allernächster Zeit zu den Höhrern der Technischen Hochschule zählen, wird, nachdem er heute sein Einjährigen-Examen nachgeholt hat, unermüdlich weiterstreben. Ich habe nichts getan, was Ihnen auch nur den Schein von Berechtigung gibt, mich wie einen hergelaufenen Halunken zu behandeln. Um mir zu verbieten, Ihre Tochter zu lieben

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)