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und als meinen Schutzengel zu verehren, dazu langt auch Ihre Stellung nicht aus. Und nur die Rücksicht auf Ihre Tochter wird mich dazu bestimmen, von Ihnen vor Gericht nicht die Genugtuung zu fordern, die mir zusteht. Einem anständigen Herrn – ich betone das „Herrn“, mit der Reitpeitsche drohen, verstößt gegen einen Paragraphen unseres Strafgesetzbuches – ganz abgesehen von dem Wort „Bursche“ das in dem von Ihnen gebrauchten Zusammenhang eine Beleidigung darstellt. – So, weiter habe ich Ihnen nichts zu sagen, Exzellenz.“

Graf Sarma war so vollständig verblüfft, daß er zunächst keine Worte fand. Dann aber, als Gerhard Sicharski nach knapper Verbeugung sich anschickte, das Zimmer zu verlassen, brach seine Wut mit elementarer Gewalt hervor.

Mit einem Sprung war er neben ihm, packte ihn am Ärmel seines Rockes und riß ihn von der Tür fort. Und wer weiß, was noch geschehen wäre, wenn sich nicht in demselben Moment die Portieren zum Nebenzimmer geteilt hätten und die Gräfin nicht in diesem kritischen Moment erschienen wäre.

„Edgar!“

Dieses eine Wort, das seine Gattin mahnend aufrief, gab ihm die Besinnung wieder.

Schon wollte Gerhard den Mund zu einer neuen, heftigen Erwiderung auf diesen tätlichen Angriff öffnen, als Gräfin Sarma ihm zuvorkam.

„Herr Sicharski,“ sagte sie mit vornehmer Ruhe, „ich möchte Ihnen den Grund für die Erregung meines Gatten mitteilen. Vielleicht entschuldigen Sie dann manches, was soeben hier vorgefallen ist und was nie hätte geschehen dürfen.“

Bei dem Wort „entschuldigen“ war der Graf hochgefahren. Aber ein Blick seiner Gemahlin genügte,

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)